Gladira Auxiliadora Talavera García

«Ich wusste nicht wie ich, eine arme Analphabetin, dazu beitragen könnte, unser Leben zu verändern. Ich verstand nicht, dass es der Kraft von 1.000 Frauen bedurfte, um unser Ziel zu erreichen.»

Axunica
The We Bet on Life Foundation (Stiftung Wir-Setzten-auf-das-Leben)

 

Sie kümmerte sich um ihre acht Geschwister und konnte daher nicht zur Schule gehen. Sie wurde von ihrer Mutter und von dem Mann, den sie liebte, misshandelt. Sie kommt aus Nikaragua. Sie heißt Gladira Auxiliadora Talavera García (52), aber jede/-r nennt sie einfach "Chilo". Die Frauen sehen in ihr eine gemeinsame Vergangenheit in Armut und – noch mehr als das – eine Gegenwart des Aufstehens gegen Respektlosigkeit und Ausgrenzung. "Chilo" hört zu, überlegt, findet Lösungen, lächelt und gibt nie klein bei. Niemals.

 

Gladira Auxiliadora Talavera García – "Chilo" – ist Nikaraguanerin. Sie wurde als Kind misshandelt und arbeitete von klein auf als Hausangestellte. Später wurde sie Näherin und dann Fabrikarbeiterin. Zu dieser Zeit begann sie zu begreifen, dass sie nicht die Einzige war. Auch ihre Kolleginnen arbeiteten ohne Unterlass, hungerten, wurden von ihren Männern geschlagen. "Organisieren wir uns lieber, als allein zu weinen", sagte sie. Sie streikten. Sie wurden entlassen, aber "wir nahmen eine Maschine mit und zwangen sie, jede von uns bis auf den letzten Cent zu bezahlen". Sie lächelt.
1979 triumphierte die Sandinistische Volksrevolution. Im Rahmen des landesweiten Kreuzzugs für Alphabetisierung lernten Tausende lesen und schreiben. Eine davon war Chilo. "Ich ging am ersten Tag voller Begeisterung zur Schule. Das war 1980. Meine Zeugnisse hüte ich immer noch wie einen Schatz. Das Allerschönste war zu lernen, meinen Namen zu schreiben!”
Sie lebte fast 30 Jahre lang in Pancasán in der Provinz Granada. In dieser Zeit hat sie Gemeinschaftsprojekte ins Leben gerufen und die Beteiligung an Sozialaktionen organisiert. Sie hat feste Zentren eingerichtet, wo sich Hunderte von Frauen treffen und an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen können. Eines ihrer Mottos lautet: "Unterschiede respektieren wir, Ungleichheiten bekämpfen wir." Sie leitet zwei Nichtregierungsorganisationen: Axunica in Spanien und die Stiftung Wir-Setzen-auf-das-Leben in Nikaragua. "Die Arbeit in Gemeinschaftsprojekten kam als Segen in mein Leben. Genauso wie die zwei Worte Solidarität und Frieden. Diese zwei Dinge gehören zusammen. Wo es Solidarität gibt, gibt es auch Frieden."

 

Wie fast überall in Nikaragua leiden Frauen in der Provinz Granada aufgrund des vorherrschenden Sexismus unter den verschiedensten Formen der Demütigung. Es gibt nicht viele Orte, an denen Frauen Unterstützung und Kurse finden, die sie befähigen; wo sie lernen können, sich selbst wertzuschätzen und in der Folge auch anderen beizubringen, respektiert zu werden.

 

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Kapitel: Bildung