Elizabeth Ann Gray

«Diese Frauen leben am Rand der Gesellschaft. Auch ich erlebte Ausgrenzung in meinem Versuch, sie zu begleiten, und spürte ein starkes Gefühl für die Notwendigkeit der Solidarität unter Frauen.»

Action for Reach out (Handeln für Kontakt)

 

Elizabeth Ann Gray (53) ist eine kolumbianische Ordensschwester aus Schottland. Sie ist ein Gründungsmitglied von Handeln für Kontakt, der ersten NGO, die Sexarbeiterinnen in Hongkong Unterstützung und Dienstleistungen anbietet. Nicht nur die Sprachbarriere, auch andere soziale und kulturelle Grenzen in der Arbeit an der Frontlinie mit diesen Frauen, die als Ausgestoßene und als unmoralisch angesehen werden, muss Ann als Ausländerin überwinden. Seit 13 Jahren betreut und stärkt Ann diese stigmatisierte und marginalisierte Gruppe, indem sie ihr Selbstwertgefühl stärkt und ihre Grundrechte schützt.

 

Der Glaube, dass jede Frau fair behandelt werden soll, trieb die Missionarsschwestern von St. Columban in den frühen 1990ern dazu, das Sexarbeiterinnen-Projekt zu beginnen. Schwester Gray kam diese Verantwortung zu und sie schuf eine solide Grundlage für Handeln für Kontakt, der ersten Organisation für Sexarbeiterinnen vor Ort, mit dem Ziel, Sexarbeiterinnen bei der Bildung einer eigenen Selbsthilfegruppe zu helfen. "Seit ich nach Hongkong kam, wollte ich mit dieser Gruppe arbeiten. Ich sah, dass sie Ausgestoßene einer Gesellschaft waren, in der es für einen Mann akzeptabel war, zu einer Prostituierten zu gehen, aber nicht für eine Frau, Prostituierte zu sein. Sie werden als Niedrigste der Niedrigen angesehen", schrieb Schwester Gray in dem Artikel "Auf den Straßen Hongkongs". Um ihre Arbeit dort zu ermöglichen, lernte sie zwei Jahre Kantonesisch; mittlerweile arbeitet sie seit 13 Jahren für Handeln für Kontakt. In ihrer Arbeit erlebten Schwester Gray und ihre Kolleginnen Peinlichkeit, Ablehnung und viele Schwierigkeiten. Auch innerhalb der Kirche begegnet Schwester Gray Kritik und Missbilligung, denn kommerzielle Sexarbeiterinnen werden als Sünderinnen betrachtet, die Buße tun sollten. Schwester Gray bleibt aber dabei - mit Geduld, Mut und Ausdauer und vor allem einer auf Akzeptanz und Integration bauenden, nicht wertenden Haltung. Heute haben viele Sexarbeiterinnen ihr Selbstwertgefühl wiedererlangt; viele kennen ihre Rechte und wenden sich an die Organisationen, wenn sie Hilfe benötigen. "Die Frauen leben am Rand der Gesellschaft. Indem ich sie in ihrem Kampf begleite, erlebe auch ich, an den Rand der Hongkonger Gesellschaft gedrückt zu werden, wenn ich beim Ansprechen der Probleme von Amtspersonen auf verschiedenen Ebenen zurückgewiesen werde. Ich bin überrascht und zutiefst dankbar, dass dies bei mir einen starkes Gefühl für den Bedarf an Solidarität unter Frauen erzeugt hat."

 

In Hongkong ist Sexarbeit nichts Illegales. Doch machen es die damit verbundenen Gesetze Sexarbeiterinnen schwer, mit Respekt und Würde in einer sicheren und gesunden Umgebung zu arbeiten. Oft werden sie unfair behandelt, ihre menschlichen Grundrechte nicht anerkannt - schlimmer noch, oft werden sie Zielscheibe von Missbrauch und Belästigung durch die Polizei.

 

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Kapitel: Minderheiten und indigene Völker