Kulsoom Farman

«In einer unversöhnlichen und stark patriarchalen Gesellschaft ist Kulsoom Farman ein Vorbild für Frauen geworden, die heute bereit sind, aus ihren Häusern zu treten und sich sogar zur Wahl zu stellen. »

Aga Khan Rural Support Program (AKRSP) (Ländlicher Entwicklungsdienst Aga Khan)

 

Als Kulsoom Farman (geboren 1957) anfing, in ihrer Heimat Baltistan - einer gebirgigen und verzweifelt armen Region in Pakistan – für Frauenförderung zu arbeiten, wurde von einem religiösen Führer eine Fatwa ausgesprochen, die die Menschen aufforderte, nicht mit ihr zu kooperieren. Heute ist Kulsoom ein Vorbild für Frauen in dieser äußerst patriarchalen Gesellschaft. Sie hatte einen entscheidenden Anteil daran, Frauen zur Ausbildung und Arbeit aus dem Haus zu holen - zur Verbesserung des eigenen Lebens und das der Gemeinschaft.

 

Als Kulsoom Farman 1986 anfing, beim Ländlichen Entwicklungsdienst Aga Khan (AKRSP) zu arbeiten, war sie die erste bei einer NGO formal vollzeitbeschäftigte Frau. Ihr Job – die Ermächtigung der Frauen ihrer Region zu fördern – war in keiner Weise leicht, weil Frauen die am stärksten benachteiligten Mitglieder einer Gemeinschaft waren, die von der Subsistenz-Landwirtschaft überlebte. Als Kulsoom ihre Arbeit begann, hatten die Frauen noch nicht das Vertrauen, außerhalb des Hauses frei zu sprechen oder gar zu arbeiten. Kulsoom traf zunächst auf starken Widerstand von Männern als auch Frauen. Mit der Zeit bildete sie Netzwerke mit Politiker/-innen, Religionsführern, Gemeindeanführern und den Frauen. Als Einheimische kannte sie die Realität und entwarf ein pragmatisches Programm für die Frauenförderung. Sie konzentrierte sich auf die Förderung der Gesundheit und Hygiene, half Frauen, kleine Geschäfte zu betreiben und ihre eigenen Organisationen zu bilden, und stieß sie sanft in Richtung Alphabetisierung und beruflicher Bildung.
Bis heute wurden mehr als 6.000 Frauen in Landwirtschaft, Vieh- und Geflügelzucht unterrichtet und haben an Forstwirtschafts-, Alphabetisierungs- und Berufsbildungsprogrammen teilgenommen. Fast 2.000 Frauen haben in Konferenzen über das Leben außerhalb Baltistans erfahren. Kulsoom hat zur Gründung von 476 Frauenorganisationen mit über 12.000 Mitgliedern beigetragen. Zuletzt half sie in ihrer neuen Aufgabe als Koordinatorin für Armut über 500 verarmten Haushalten, an etablierten Entwicklungsmaßnahmen teilzunehmen. Bei Reisen in entlegene Gebiete von Baltistan, meist in Begleitung männlicher Kollegen, ist Kulsoom Vorbild für Frauen in der Region geworden. Eltern neigen weniger dazu, ihre Töchter von Bildung abzuhalten. Kurz nach ihr begannen andere Frauen, bei NGOs und Regierungsorganisationen zu arbeiten. Heute stellen sich sogar einige Frauen zur Wahl.

 

Baltistan, zwischen dem Indus und seinen Nebenflüssen gelegen, ist eine der finanzschwächsten Regionen Pakistans. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt 14.000 Rupien (etwa 150€); 70 Prozent der Bevölkerung sind Subsistenzbauern und -bäuerinnen, denen der Zugang zu moderner Landwirtschaftstechnologie durch knappe Ressourcen und Topographie verwehrt ist.

 

Südasien | Pakistan
Kapitel: Wirtschaftliche Rechte und Lebensunterhalt