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Liebe Web-Leserinnen und Web-Leser,

willkommen zum Buch der „1000 FriedensFrauen Weltweit“. Ein neues Internetportal lädt Sie ein, in deutscher Sprache 1000 Frauen und ihre unterschiedliche Friedensarbeit kennen zu lernen. Sie können gezielt suchen oder einfach nur blättern und sich überraschen lassen; sie können sich an Ländern, an Regionen oder an Themen orientieren, sie können Minuten oder auch Stunden verweilen.
Verschiedene Begleittexte machen Sie näher mit dem Projekt vertraut.

Im Jahr 2005 wurden diese Porträts und zahlreiche begleitende Texte in englischer Sprache im Schweizer Kontrast Verlag erstmals veröffentlicht. Hinter dieser symbolischen Zahl 1000 stehen viele weitere ungenannte Frauen. Den Friedensnobelpreis haben sie trotz wiederholter Nominierung in Oslo seit dem Jahr 2005 bisher nicht erhalten. ( Auch das Frauennetzwerk für Frieden hat sich an der Renominierung im Jahr 2006 beteiligt.) Aber der Preis ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass das Engagement der FriedensFrauen, ihr Mut, ihre Kreativität, ihr unbeirrbarer Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden im umfassendsten Sinn überall auf der Welt vielen Menschen bekannt wird, die dadurch auch in ihrer je eigenen Arbeit bestärkt oder vielleicht neu motiviert werden, ähnliches zu wagen. Wichtig ist, dass auf diese Weise Vernetzung und Unterstützung angeregt werden, dass diese und andere FriedensFrauen als Expertinnen befragt, an die Friedenstische zu den Verhandlungen eingeladen werden und dass Ihre Arbeit die Wertschätzung erfährt, die sie verdient.

Die englische Sprache war die erste verbindende Sprache dieses globalen Projektes, 1000 Frauen für den Friedensnobelpreis 2005 zu nominieren, hundert Jahre, nachdem Bertha von Suttner ihn 1905 als erste Frau erhalten hatte. Viele Nationalsprachen wurden zunächst ins Englische übersetzt, um eine internationale Verständigung zu ermöglichen. Doch bedeutet das nicht, dass damit allen Menschen ein Zugang eröffnet wird. Für viele Menschen im deutschsprachigen Raum blieb die Textsammlung ein geheimnisvoller Garten mit einer verschlossenen Tür oder zumindest ein Garten voller Steine und Disteln. Diese Tür aufzuschließen und den Reichtum dahinter sichtbar werden zu lassen, war unser Bemühen. Immer wieder kamen Anfragen nach deutschen Texten, die uns in unserem Vorhaben bestätigten. Da viele Menschen aus der ganzen Welt in diesem mehrere Länder umfassenden deutschsprachigen Raum leben und die deutsche Sprache in anderen Ländern auch als erste oder zweite Fremdsprache gelernt wird, kann über sie ein weiterer Kreis von Interessierten erreicht werden.

Die sprachliche Umsetzung der Idee gestaltete sich jedoch als schwierig. Um einen Sachverhalt auszudrücken, braucht die deutsche Sprache mehr Zeichen als die englische. Die zulässige Anzahl der Zeichen war jedoch begrenzt, denn es sollte eine Fassung erstellt werden, die im gleichen Format angelegt war wie die englische Buchfassung. Außerdem war unser oberstes (selbstverfügtes) Gebot, dass die deutsche Version in einer geschlechtergerechten Sprache erstellt werden sollte! Nicht immer fand sich ein integrativer Begriff, sondern neben der männlichen Form musste oder sollte die weibliche Form sprachlich explizit - und nicht mit dem großen I, da dies international nicht eingeführt ist – verwendet werden. Aber handelte es sich wirklich immer um Männer und Frauen? Waren nicht manchmal nur Männer oder nur Frauen gemeint? Grammatisch gibt die englische Sprache keinen Anhaltspunkt, dieser kann nur aus dem Kontext erschlossen bzw. aus dem Fundus umfassender internationaler Kenntnisse der politischen und sozialen Realitäten geschöpft werden.

Dieser internationale Kontext war immer wieder trotz moderner Möglichkeiten der Recherche eine große Herausforderung an das Team der Übersetzerinnen, Übersetzer und Lektorinnen, wobei erschwerend hinzu kam, dass viele Texte bereits selbst Übersetzungen waren, wodurch erste Sinnverschiebungen auftreten können.

Eine weitere schwierige Aufgabe galt es zu meistern: Die bequeme Übernahme der in Fachkreisen eingeführten englischsprachigen Termini wie gender und advocacy, empowerment und peace building, awareness raising und capacity building u.a.m. sollten weitgehend vermieden werden, damit nicht gerade bei entscheidenden Kerninhalten doch wieder die Barriere der englischen Sprache aufgebaut wurde. Zugegeben: die Versuchung war groß und die Übernahme der englischen Termini hätte vieles einfacher gemacht. Eine Ausnahme macht der Begriff „gender“, der neben dem deutschen Wort Geschlecht (in seiner sozialen, nicht in der biologischen Funktion) häufiger, aber nicht durchgehend verwendet wird. Bei den Organisationsbezeichnungen, die aus Kostengründen leider weder kursiv noch fett hervorgehoben werden konnten, finden Sie überwiegend sowohl englische Namen als auch deutsche Arbeitsübersetzungen. Bei allen genannten Entscheidungen werden wir sicherlich nicht nur Zustimmung erhalten, aber wir hoffen auf Ihr Verständnis.

Und noch eine weitere Vorgabe muss genannt werden, die es zu berücksichtigen galt: Der Faktor Zeit war unumstößlich, denn der zeitliche Rahmen des Übersetzungsprojekts war festgelegt.

Liebes Web-Publikum, Sie finden eine Werkfassung vor, die wir nicht als abgeschlossen, sondern in einem möglichen Veränderungsprozess sehen: Rückmeldungen sind willkommen.

Das Frauennetzwerk für Frieden hofft, mit dieser Übersetzung aller Porträts neue, zusätzliche Wege zum Verständnis gebahnt und damit einen wichtigen Beitrag für das Projekt und seine Zielrichtung geleistet zu haben.

Heide Schütz
Frauennetzwerk für Frieden e.V., Koordination
Koordinatorin

Bonn, den 11.3.2008